Hohe Energie­kosten in der Bäckerei: 4 Spartipps

Philip Gutschke · zuletzt aktualisiert: 17. Dezember 2024

Das Bäckerhandwerk zählt zu den energieintensiven Gewerben Deutschlands. Nach der Energiepreiskrise 2022 sind die Kosten für Strom und Gas auf ein Niveau gestiegen, das vor allem von kleineren und mittleren Betrieben kaum gestemmt werden kann. Wir zeigen auf, warum die hohen Energiekosten Bäckereien besonders hart treffen und wie vor allem kleine und mittlere Backbetriebe sparen können.

Kurz und knapp

Bäckereien gehören in Deutschland zu den Gewerben mit den höchsten Energiekosten in Relation zu ihrem Umsatz.

Alternative Energiesysteme bergen viel Sparpotenzial, sind aber mit hohen Anschaffungskosten verbunden.

Kosteneffiziente Geräte und Einkaufsgemeinschaften können vor allem kleine und mittlere Betriebe entlasten.

Wie viel zahlen Bäckereien für Strom und Gas?

Welche Kosten in einer Bäckerei für Strom und Gas anfallen, hängt stark von der Größe der Filiale(n) und den aktuellen Energiepreisen ab. In der folgenden Beispielrechnung gehen wir von einer kleinen Bäckerfiliale mit 50 Quadratmetern aus.

Junge Frau sortiert Rechnungen in einer Bäckerei

Eine 50 m2 große Bäckereifiliale kommt im Jahr auf einen Stromverbrauch von etwa 25.000 kWh. Geht man von einem durchschnittlichen Gewerbestrompreis von 31,87 ct/kWh aus, ergeben sich in einer Bäckerei Stromkosten von knapp 8.000 € im Jahr.

Der Gasverbrauch dieser Bäckereifiliale beträgt im Jahr circa 125.000 kWh. Bei einem durchschnittlichen Gaspreis von 12 ct/kWh betragen die Gaskosten für diese Filiale etwa 15.000 € jährlich.

Bereits eine sehr kleine Bäckerei kommt so im Jahr auf Energiekosten von rund 23.000 €, die für Strom und Gas anfallen.


Woher kommen die hohen Energie­preise für Bäckereien?

Bäckereien gehören zu den Handwerksbetrieben mit den höchsten Energiekosten im Verhältnis zum Umsatz, den sie generieren. Das liegt unter anderem daran, dass für den reibungslosen Ablauf der Backwarenherstellung zahlreiche Geräte fast im Dauerbetrieb laufen. Der größte Energiebedarf fällt in Bäckereien im Zeitraum von 03:00 und 13:00 Uhr an. In dieser Zeit sind sämtliche der folgenden Geräte im Dauerbetrieb:

  • Backöfen

  • Knetmaschinen

  • Kühlräume

  • Kaffeemaschine

  • Beleuchtung

Damit die Backwaren gelingen, müssen alle Schritte in der Herstellung, von der Reifung bis hin zum Fertigbacken, zeitlich genau abgestimmt sein. Fehler beim Kneten oder in der Kühlkette können die Teigwaren unbrauchbar machen. Besonders energieintensiv ist übrigens nicht nur das Backen an sich, sondern die Kühlung der Teiglinge. Die Kühlgeräte verbrauchen siebenmal so viel Energie wie die Backöfen.

Hohe Energie­kosten im Verhältnis zum Umsatz

Insgesamt fallen 55 % der Energiekosten in der Produktion, 35 % im Vertrieb und 10 % in der Verwaltung einer Bäckerei an. Bis 2020 machten die Kosten für Strom und Gas zusammen noch etwa 3 % des Umsatzes von Bäckereien aus. Nach der Energiepreiskrise im Jahr 2022 ist dieser Anteil teilweise auf über 15 % angestiegen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen waren von diesen Preissprüngen massiv betroffen. (Quelle: Hessischer Rundfunk)

Verteilung der Energiekosten in einer Bäckerei

Woher kommen die hohen Preise für Strom und Gas?

Die geopolitischen Spannungen im Jahr 2022 lösten eine weltweite Energiepreiskrise aus. Der Grund für die Preissteigerungen waren vor allem Verknappungen und Umstellungen in der Lieferkette, da Russland – bis dato Hauptlieferant für Erdgas – international sanktioniert wurde. Zur gleichen Zeit erholte sich die globale Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie erstmals wieder, wodurch gleichzeitig der Energiebedarf weltweit stark anstieg.

Entwicklung der Strompreise für Gewerbe in den letzten 10 Jahren

Der Strompreis für Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von 10.000 kWh ist in den letzten 10 Jahren um 9,34 ct/kWh gestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2023 ist er 2024 wieder um 2,95 ct/kWh gefallen.

Fazit: Zwar sind die Strompreise für Gewerbe bis Anfang 2025 wieder leicht gesunken, doch sie liegen immer noch über dem Preisniveau von 2021 und davor.

Entwicklung Gewerbestrompreis

Wie sich der Strompreis für Privat- und Gewerbekunden überhaupt zusammensetzt, erklären wir Ihnen in unserem Ratgeber: Die aktuelle Strompreis-Zusammensetzung


Ein weiteres Problem: Kunden lehnen höhere Preise für die Backwaren oft ab

Bäckereien können die Preiserhöhungen kaum eins zu eins an ihre Kundschaft weitergeben. Tun sie dies doch, stößt das bei der Kundschaft schnell auf Gegenwehr, immerhin gilt Brot gerade in Deutschland als Grundnahrungsmittel. Das zeigt sich auch im Kaufverhalten: Bereits jetzt sind Supermärkte und Discounter für viele Kunden die Anlaufstelle Nummer 1 für den Broteinkauf. Das hat sich in den letzten zehn Jahren noch weiter verschärft.

Wo Menschen in Deutschland ihr Brot einkaufen

2023 gab es eine kurzzeitige Entlastung

Von März bis Ende des Jahres 2023 konnten Unternehmen die Gas- und Strompreisbremse in Anspruch nehmen. Diese deckelte die Preise für Strom und Gas, wobei für Privathaushalte, KMUs und Industrieunternehmen unterschiedlich hohe Deckelungsbeträge galten. Ende 2023 lief dieses Angebot der Regierung alternativlos aus, weshalb Unternehmen seit 2024 Strom und Gas wieder zum Marktpreis einkaufen müssen.


Mehr Informationen zur Preisdeckelung für Gas und Strom in 2023 – und möglichen Alternativen dazu im Jahr 2025 – finden Sie im Blogartikel: Gas- und Strompreisbremse


4 Tipps: So können Bäckereien ihre Energie­kosten senken

Auch wenn die Situation für Bäcker auf den ersten Blick verzwickt wirken mag, gibt es dennoch einige Möglichkeiten für Bäckereien, Energiekosten zu sparen. Wir gehen auf die folgenden vier Möglichkeiten genauer ein:

  • autarke Energiegewinnung,

  • energieeffiziente Geräte,

  • Wärmerückgewinnung

  • sowie Einkaufsgemeinschaften.

1. Autarke Energiegewinnung

Investitionen in unabhängige Energiesysteme, wie Photovoltaik oder Solarthermie, können Bäckereien weitgehend autark mit Strom bzw. Warmwasser versorgen. Beide Varianten nutzen die Energie der Sonne, können auch im Gebäudebestand gut nachgerüstet werden und machen den Betrieb somit unabhängig von den aktuell herrschenden Strompreisen. Dem stehen allerdings hohe Investitionskosten entgegen.

Vorteile

  • unabhängig von Marktpreisen für Strom

  • kann meist problemlos nachgerüstet werden

  • positive CO2-Bilanz

Nachteile

  • hohe Anschaffungskosten

  • rentabel oft erst ab einer bestimmten Betriebsgröße

2. Energieeffiziente Geräte

Vor allem Backöfen und Kälteanlagen gehören zu den Energiefressern in einer Bäckerei. In beiden Fällen lohnt es sich, bei einer Neuanschaffung auf eine möglichst hohe Energieeffizienzstufe zu achten.

Kältegeräte sollten im Idealfall an einem schattigen, gut belüfteten Platz stehen. Bei Backöfen gilt, dass Elektro-Öfen wesentlich höhere Kosten im Betrieb verursachen als mit Öl oder Gas betriebene Öfen. Sowohl die Kühlanlagen als auch die Backöfen eignen sich für die Wärmerückgewinnung.

Vorteile

  • langfristiges Energieersparnis

  • für Umrüstungen auf energiesparende Geräte können Förderungen beantragt werden

  • moderne, hochwertige Geräte sind oft zuverlässig und langlebig

Nachteile

  • hohe Anschaffungskosten

3. Wärmerückgewinnung

Wo viel gebacken wird, entsteht viel Wärme. Die Abwärme aus Öfen sowie aus Kühlaggregaten kann mittels Wärmetauschern zurückgewonnen und für die Warmwasseraufbereitung genutzt werden. Dieses Warmwasser kann dem Heizsystem oder der Spülanlage beigeführt werden. Wichtig für die Energieeffizienz in der Bäckerei sind gut gedämmte Leitungsrohre und Pufferspeicher.

Vorteile

  • effiziente Weiternutzung der Wärme, die sowieso anfällt

  • dauerhafte Einsparungen bei der Warmwasseraufbereitung

  • angenehmeres Raumklima durch abgeführte Wärme

Nachteile

  • hohe Anschaffungskosten

  • Platz für Pufferspeicher muss vorhanden sein

4. Einkaufsgemeinschaften

Einkaufsgemeinschaften bieten kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, Strom und Gas zum Großhandelspreis einzukaufen. Unabhängige Dienstleister wie wattline können den Energiebedarf ihrer Mitglieder bündeln und so eine einzigartige Position gegenüber den Energieversorgern einnehmen.

Energie-Einkaufsgemeinschaften besitzen das notwendige Know-How, um den idealen Zeitpunkt sowie die optimale Laufzeit eines Energieliefervertrages zu bestimmen. Dadurch profitieren KMU von einer optimalen Abstimmung der drei preisbestimmenden Faktoren Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, Laufzeit des Vertrages und Energiemenge.

Profitieren Sie von dauerhaft besseren Energiepreisen durch die stärkste unabhängige Einkaufsgemeinschaft in Deutschland und Österreich.

Energie-Einkaufsgemeinschaft

Echte Stimmen aus dem Bäckerhandwerk über wattline

Weitere Tipps zum Energiesparen in der Bäckerei

Die folgenden Energiesparmaßnahmen können Bäckereien auch ohne größere Neuanschaffungen oder Vorausplanung treffen.

  • Wände, Rohre, Türen und Fenster ausreichend dämmen

  • Backprozesse und Ofeneinschaltzeiten optimieren

  • sämtliche Beleuchtung auf LED umstellen

  • Bewegungs- und Präsenzmelder für die Beleuchtung installieren

  • so viel Tageslicht wie möglich nutzen

  • Energiemanagementsysteme einführen

  • Informationen über Förderungen für Energiesanierungsmaßnahmen einholen

  • Energieberatungsgespräche in Anspruch nehmen

Im Idealfall unterstützt Sie Ihre Messstelle dabei, Einsparpotentiale zu erkennen und entsprechend zu reagieren. wattline bietet Ihnen mit dem digitalen Messtellenbetrieb die Möglichkeit, Einspar­möglichkeiten im Verbrauch­s­­ver­hal­ten aufzudecken, ohne dass Ihre Messkosten beträchtlich steigen.

Mit dem Energiekostencheck von wattline können Bäckereien zusätzlich herausfinden, ob sie noch mehr Strom- und Gaskosten sparen können.

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Fazit: Energie­kosten in der Bäckerei

Bäckereien sind Preisschwankungen von Strom und Gas besonders stark ausgeliefert. Während die höheren Preise für große Betriebe in erster Linie unangenehm sind, können sie kleine und mittlere Bäckereien in ihrer Existenz gefährden. Autarke Energiequellen, effiziente Geräte und Einkaufsgemeinschaften sind wirksame Mittel, um vor allem KMUs zu entlasten.

Über Philip Gutschke

Philip verantwortet als Bereichsleiter Energiebeschaffung die strategischen und operativen Einkaufsprozesse für die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft und vertritt deren Interessen beim BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).

Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Energiemarkt. In seiner Freizeit findet man ihn am, im oder auf dem Wasser.

Philip Gutschke, Bereichsleiter Energieeinkauf bei wattline

Häufige Fragen

  • Warum sind die Energiekosten für Bäckereien so hoch?

    Um eine konstante und gleichbleibende Qualität der Backwaren zu gewährleisten, werden die Backöfen und Kühlgeräte oft rund um die Uhr betrieben. Sowohl die Öfen als auch die Kühlgeräte sind besonders energieintensiv, wobei Kühlgeräte bis zu siebenmal so viel Energie verbrauchen wie die Backöfen. Werden dazu noch ältere, weniger energieeffiziente Geräte betrieben, ist der Energiebedarf umso höher.

  • Wie viel Gas verbraucht eine Bäckerei?

    Der Gasverbrauch einer Bäckerei hängt von ihrer Größe und dem Umfang der Produktion ab. Kleinere Bäckereien können durchschnittlich zwischen 25.000 und 100.000 kWh Gas pro Jahr verbrauchen. Mittlere bis große Bäckereien liegen oft bei einem Verbrauch von 100.000 bis 300.000 kWh oder mehr pro Jahr, je nach Intensität der Produktion und den eingesetzten Geräten.

  • Wie hoch sind die Stromkosten in einer Bäckerei?

    Die Stromkosten in einer Bäckerei variieren je nach Größe und Betriebsmodell. Für kleinere Bäckereien können die Stromkosten zwischen 8.000 und 30.000 Euro pro Jahr liegen. Mittlere bis größere Betriebe haben Stromrechnungen von 50.000 Euro oder mehr zu bezahlen, abhängig von den Produktionskapazitäten, der Anzahl der eingesetzten Geräte und den Betriebszeiten.

  • Wie kann eine Bäckerei Energie sparen?

    Um Energie zu sparen, können Bäckereien in autarke Energiesysteme investieren (Photovoltaik, Solarthermie), auf die Energieeffizienz ihrer Geräte achten (moderne Geräte mit guter Energieeffizienzklasse), Wärmerückgewinnung nutzen (zur Warmwasserbereitung für Heizsysteme oder Spülanlagen) und von den Kostenvorteilen von Energie-Einkaufsgemeinschaften profitieren.


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