Stromeinkauf: 5 Beschaffungs­modelle für Unternehmen

Philip Gutschke · zuletzt aktualisiert: 22. August 2024

Erst mit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 1998 wurde es für Unternehmen möglich, ihren Stromeinkauf selbst in die Hand zu nehmen, da sie seitdem ihren Energieversorger frei wählen können. Infolgedessen haben sich verschiedene Beschaffungsmodelle etabliert, die einzeln genutzt oder miteinander kombiniert werden können. Welche das sind und welche Modelle für welche Unternehmen geeignet sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Kurz und knapp

Der Stromeinkauf umfasst die Beschaffung von elektrischer Energie für einen bestimmten Zeitraum. Dies geschieht entweder direkt über den Energieversorger oder an der Strombörse.

Für einen guten Strompreis ist nicht nur die Strommenge wichtig, um von Mengenrabatten zu profitieren, sondern immer auch der Zeitpunkt der Strombeschaffung.

Während risikoärmere und weniger personalintensive Beschaffungsmodelle eher für KMU geeignet sind, profitieren Großunternehmen von flexibleren und komplexeren Strategien.

Was bedeutet Stromeinkauf?

Unter Stromeinkauf versteht man den Prozess, bei dem Marktteilnehmer wie Unternehmen oder Energie-Einkaufsgemeinschaften elektrische Energie für einen bestimmten Zeitraum beschaffen. Dies erfolgt entweder über Energieversorger oder direkt an der Strombörse. Ziel ist es, den Strombedarf kostengünstig und zuverlässig zu decken.

Dazu sind eine genaue Markt- und Bedarfsanalyse sowie die Wahl des idealen Einkaufszeitpunktes und der optimalen Vertragslaufzeit erforderlich. Die passende Beschaffungsmethode und eine gute Planung helfen, Preisrisiken zu minimieren und von günstigen Marktentwicklungen zu profitieren​​​​.

Einsparpotenzial erkennen

Strombeschaffung an der Strombörse

Mit der Liberalisierung der europäischen Strommärkte im Jahr 1998 wurden die bisherigen Monopolstrukturen aufgebrochen. Ziel war es, den Wettbewerb zu stärken, Innovationen zu fördern und langfristig einen europäischen Strombinnenmarkt zu schaffen. Dadurch sollten die Preise für Endkunden sinken. Heute können rund 1.200 Stromanbieter in Deutschland jeden Kunden beliefern und die Kunden können ihren Anbieter frei wählen.

Neben dem Stromhandel wurde auch die Stromerzeugung liberalisiert, sodass Versorger an den Großhandelsmärkten von jedem Erzeuger oder Händler Strommengen kaufen können. Damit ist Strom zu einer handelbaren Ware geworden, deren Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird.

Stromeinkauf an der EEX in Leipzig

Ein zentraler Marktplatz für den Handel von Strom ist die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig, die 2002 aus der Fusion der Börsen Frankfurt und Leipzig hervorgegangen ist. Die EEX verbindet die Märkte in 20 europäischen Ländern und ist der größte Handelsplatz für Stromprodukte in Kontinentaleuropa.

An der EEX handeln unter anderem Energieerzeuger, Industrieunternehmen, spezialisierte Handelsunternehmen sowie Broker und Banken. Privatpersonen können nicht am Börsenhandel teilnehmen. Der Handel wird in zwei Segmente eingeteilt: den Terminmarkt und den Spotmarkt.

Terminmarkt

Wer am Terminmarkt handelt, sichert sich gegen zukünftige Preisschwankungen ab, indem er zukünftige Leistungen zu heutigen Preisen kauft oder verkauft. Die langfristigen Stromlieferverträge (Futures) können bis zu sechs Jahre im Voraus gekauft werden, es gibt aber auch Produkte mit kürzeren Laufzeiten wie Wochen-, Wochenend-, Monats- und Quartalsfutures.

Spotmarkt

Im Gegensatz zum Terminmarkt werden am Spotmarkt für Strom sehr kurzfristige Mengen gehandelt, entweder für den nächsten Tag oder für den tagesaktuellen Bedarf. Dies dient meist der kurzfristigen Optimierung eines Strom-Portfolios. Der Spotmarkt wird von der EPEX Spot betrieben, die ihren Sitz in Paris hat und eine Tochtergesellschaft der EEX ist.

Der Handel erfolgt über zwei Märkte:

  • Day-Ahead-Markt: Hier werden Stromgeschäfte für jede Stunde des folgenden Tages getätigt. Gebote müssen bis 12 Uhr des Vortages abgegeben werden.

  • Intraday-Markt: Dieser Markt ermöglicht den Ausgleich von Fehlmengen und Überschüssen am selben Tag. Gebote können bis zu fünf Minuten vor dem Lieferzeitpunkt abgegeben werden.

Stromeinkauf durch Over-the-Counter-Handel (OTC)

Der überwiegende Teil des Stromhandels, ca. 75 %, findet jedoch im Over-the-Counter-Handel (OTC) statt. Hier handeln Verkäufer und Käufer direkt miteinander oder über einen Broker. Die Produkte sind nicht standardisiert und die Risikoabsicherung erfolgt durch bilaterale Verträge.

Der OTC-Handel umfasst häufig Ausschreibungen regionaler und überregionaler Energieversorger. Die dabei ausgehandelten Preise sind im Gegensatz zu den Börsenpreisen nicht öffentlich einsehbar. Sie orientieren sich jedoch an den Börsenpreisen, da die Energieversorger die angebotenen Mengen häufig selbst an der Börse beschaffen.

Strombeschaffung zum idealen Zeitpunkt

Bei der Strombeschaffung spielen der Einkaufszeitpunkt und die Vertragslaufzeit eine entscheidende Rolle. Für Ihr Unternehmen sollten Sie sich dabei an der erwarteten zukünftigen Preisentwicklung, also der Marktsituation, orientieren.

Einkaufszeitpunkt und Beschaffungszeitraum bestimmen

Bei zu erwartenden Preissteigerungen sind langfristige Verträge sinnvoll, um aktuelle Preise zu sichern und möglichst lange von niedrigen Preisen zu profitieren. Umgekehrt sind bei absehbaren Preissenkungen kurzfristigere Verträge vorteilhafter, um möglichst schnell einen Anschlussvertrag zu noch günstigeren Konditionen abschließen zu können und so ebenfalls langfristig von niedrigen Preisen zu profitieren.

Um die Strompreise präzise prognostizieren und den Einkauf optimal timen zu können, sind umfassende Marktkenntnisse und eine kontinuierliche Beobachtung der wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen notwendig. Ein gut geplanter Stromeinkauf hilft, Kosten zu minimieren und Preisrisiken effektiv zu reduzieren.

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5 Möglichkeiten des Stromeinkaufs für Unternehmen

Mit der Liberalisierung des Strommarktes eröffneten sich neue Möglichkeiten der Stromversorgung. Seitdem können Privat- und Geschäftskunden in ganz Deutschland ihren Energieversorger frei wählen.

Es haben sich seither fünf grundsätzliche Methoden etabliert:

  • Vollversorgung

  • Energie-Einkaufsgemeinschaft

  • Strukturierte Beschaffung

  • Spotmarkt-Beschaffung

  • Portfoliomanagement

Bei der Wahl der Strategie für den Stromeinkauf sollte ein Unternehmen den Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten des Unternehmens berücksichtigen. Darüber hinaus ist es wichtig, den absoluten Stromverbrauch, die Risikobereitschaft und die Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen.

Vor der Entscheidung für eine oder mehrere Beschaffungsvarianten ist es wichtig, die Chancen und Risiken des jeweiligen Modells abzuwägen. Insbesondere Modelle mit hoher Marktbeteiligung können schwer kalkulierbare Risiken bergen, da sie einerseits viel Zeit und personelle Ressourcen für die Marktbeobachtung und -bewertung binden und andererseits bei Fehlentscheidungen zu finanziellen Engpässen führen können.

Für kleinere Unternehmen ist es ratsam, keine zu hohen Risiken einzugehen und eher auf Planungs- und Budgetsicherheit zu setzen. Für KMU bieten wir die Möglichkeit, kostenlos Mitglied unserer Energie-Einkaufsgemeinschaft zu werden und Strom zu Großhandelspreisen einzukaufen.

Verschiedene Beschaffungsmodelle für den Stromeinkauf

Die Vollversorgung

Die Vollversorgung, auch Festpreisbeschaffung oder Stichtagsbeschaffung genannt, ist die einfachste Form des Stromeinkaufs und wird über den Terminmarkt oder als OTC-Handel abgewickelt. Bei dieser Beschaffungsart wird der gesamte Strombedarf eines Unternehmens von einem einzigen Lieferanten gedeckt.

Diese Verträge bieten feste Preise über die gesamte Vertragslaufzeit von in der Regel ein bis drei Jahren. Das Mengenrisiko wird vom Energieversorger getragen. Dieses Modell bietet damit maximale Planungssicherheit.


Definition: Mengenrisiko

Als Mengenrisiko wird die Abweichung des tatsächlichen Strombedarfs vom geplanten Bedarf bezeichnet. Die Folge ist, dass entweder Strom zugekauft werden muss oder weniger Strom benötigt wird als geplant. In beiden Fällen entstehen Mehrkosten für denjenigen, der das Risiko trägt.

In den meisten Fällen werden aber Toleranzmengen von +/- 10 % vereinbart, d. h. das Risiko des Versorgers ist auf diese Schwankung begrenzt. Dadurch verringert sich sein Marktpreisrisiko. Die Folgen einer Toleranzüberschreitung sind vertraglich geregelt: Übliche Klauseln sind u. a. Preisaufschläge auf gelieferte Mehrmengen oder Pönalen für Mindermengen.


Meist wird ein Gesamtpreis vereinbart, der sich aus einem Arbeitspreis (ct/kWh) und einem Grundpreis (€/Monat oder €/Jahr) zusammensetzt. Diese Verträge können auch zusätzliche versorgungsbezogene Leistungen wie Netznutzung, Regelenergie und Bilanzierung beinhalten.

Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit einem jährlichen Strombedarf von weniger als 10 GWh ist die Vollversorgung attraktiv, da sie weder umfangreiche Marktkenntnisse noch personelle Ressourcen für die Energiebeschaffung erfordert (siehe Grafik). Der Festpreis schützt vor Kostensteigerungen, allerdings profitiert der Kunde nicht von sinkenden Börsenpreisen während der Vertragslaufzeit.

Trotz der Vorteile der Vollversorgung müssen Unternehmen den idealen Einkaufszeitpunkt sorgfältig wählen und die Marktentwicklung beobachten, um sich die besten Konditionen zu sichern. Bei falscher Preiskalkulation des Lieferanten drohen Zahlungsschwierigkeiten und der Rückfall in die teurere Grundversorgung.

Strom-Beschaffungsstrategien deutscher Unternehmen

Die Energie-Einkaufsgemeinschaft: ideal für KMU

Eine Energie-Einkaufsgemeinschaft wie wattline bietet kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine hervorragende Möglichkeit, ihre Energiekosten zu senken und von exklusiven Großhandelspreisen zu profitieren. Durch die Bündelung des Energievolumens unserer Mitglieder von rund 7 Mrd. kWh erreichen wir eine einzigartige Position gegenüber den Energieversorgern.

Mit über 29.000 Mitgliedern und Energiekosten von mehr als 2 Milliarden Euro haben wir am Terminmarkt Zugang zu Preisen, die sonst nur Großabnehmern vorbehalten sind.

Unsere unabhängige Position garantiert, dass wir keine Interessenskonflikte haben und stets attraktive Preise für unsere Mitglieder erzielen können. Durch kontinuierliche Marktbeobachtung finden unsere Analysten den idealen Einkaufszeitpunkt, damit unsere Mitglieder von günstigen Preisen profitieren und langfristig Kosten sparen können.

Die Vorteile einer Energie-Einkaufsgemeinschaft:

Zugang zu Großhandelspreisen

Durch eine starke Marktposition kann Strom günstiger eingekauft und die Stromkosten deutlich gesenkt werden.

Unabhängigkeit

Es entstehen keine Interessenskonflikte, da wir unabhängig von Energieversorgern agieren.

Mehr Wettbewerb

Durch Einkaufsgemeinschaften wie wattline entsteht mehr Wettbewerb unter den Energieversorgern, was zu besseren Preisen führt.

Planungs-/Budgetsicherheit

Preisschwankungen werden durch Verträge mit optimalen Laufzeiten und festen Preisen minimiert. Stabilere Preise ermöglichen eine bessere Planung und Budgetsteuerung.

Administrative Entlastung

Der administrative Aufwand wird auf ein Minimum reduziert, da Ausschreibungen und Vertragsabschlüsse von Experten übernommen werden.

Zugang zu Expertenwissen

Strategische Einkaufsentscheidungen können durch die Nutzung von Fach- und Expertenwissen optimiert werden.

Die Mitgliedschaft in unserer Energie-Einkaufsgemeinschaft ist kostenlos und flexibel, mit einer Kündigungsfrist von vier Wochen. So sparen KMU aller Branchen dauerhaft Zeit, Geld und Nerven. Während sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, kümmern wir uns um die optimale Stromversorgung. Wir bieten sowohl Gewerbestrom und Industriestrom als auch Gewerbegas und Industriegas zu sehr guten Konditionen.

Factsheet zur Einkaufsgemeinschaft

Erfahren Sie jetzt mehr darüber, wie wir unseren Mitgliedern dauerhaft bessere Energiepreise ermöglichen.

Factsheet Energie-Einkaufsgemeinschaft Vorschau

Die strukturierte Strombeschaffung

Eine strukturierte Strombeschaffung ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn detaillierte Kenntnisse über den Stromverbrauch und genaue Prognosen über den zukünftigen Bedarf vorliegen. Diese Methode erlaubt es, den Energiebedarf in Teilmengen zu zerlegen und verschiedene Beschaffungszeitpunkte zu wählen.

Dies bietet Unternehmen die Möglichkeit, den Stromeinkauf flexibler zu gestalten und die damit verbundenen Risiken zu reduzieren. Im Rahmen dieser Beschaffungsmethode sind folgende Modelle gängig: die Fahrplanlieferung, die Bandlieferung und das vertikale Tranchenmodell.

Die Fahrplanlieferung

Die Fahrplanlieferung ist eine etablierte Form der strukturierten Strombeschaffung. Sie eignet sich besonders für Unternehmen mit gut vorhersehbaren Lastgängen. Dabei wird eine Prognose der benötigten Strommenge für bestimmte Zeiteinheiten erstellt. Diese Prognosen werden Fahrpläne genannt und können für monatliche, wöchentliche, tägliche oder stündliche Zeiträume erstellt werden.


Der Abnehmer trägt das Mengenrisiko

Ein entscheidender Vorteil der Fahrplanlieferung ist die Kostenersparnis. Der Energielieferant kann die genau vorhergesagte Strommenge zu Großhandelspreisen anbieten, da der Abnehmer das Mengenrisiko trägt. Das bedeutet, dass Abweichungen von der prognostizierten Menge vertraglich geregelt werden sollten, um hohe Aufschläge bei Mehr- oder Minderverbrauch zu vermeiden.


Eine Absicherung ist durch die vertragliche Festlegung von Toleranzgrenzen möglich. Diese Grenzen definieren den Spielraum für Abweichungen von der vorhergesagten Strommenge. Liegt der tatsächliche Verbrauch innerhalb dieser Grenzen, wird der Strom zum vereinbarten Preis abgerechnet.

Bei Abweichungen kauft der Versorger entweder eine bestimmte Menge nach und berechnet diese mit einem Preisaufschlag oder er berechnet Strafzahlungen für den nicht verbrauchten Strom.

Die Bandlieferung

Die Bandlieferung, auch als horizontales Tranchenmodell bezeichnet, ist eine Sonderform der Fahrplanlieferung, die sich ideal zur Deckung des Grund- bzw. Mindestbedarfs an Strom zu einem vergleichsweise günstigen Tarif eignet. Im Gegensatz zur Fahrplanlieferung, bei der die Strommenge je nach prognostiziertem Bedarf variiert, wird bei der Bandlieferung über den gesamten Lieferzeitraum kontinuierlich die gleiche Energiemenge geliefert.

Die Bandlieferung eignet sich besonders für Unternehmen mit einem konstanten Grundbedarf an Strom. Beispiele hierfür sind Produktionsbetriebe, die rund um die Uhr laufen, oder Anlagen mit einem konstanten Stromverbrauch. Durch die langfristige Preisabsicherung können Unternehmen von stabilen und planbaren Energiekosten profitieren. Die Bandlieferung lässt sich sehr gut mit anderen Modellen wie dem vertikalen Tranchenmodell kombinieren.

Das vertikale Tranchenmodell

Das Tranchenmodell ist eine flexible und strategische Methode der strukturierten Strombeschaffung, bei der der gesamte Energiebedarf in mehrere Zeiträume (Tranchen) aufgeteilt wird. Diese Methode ermöglicht es, den Planungszeitraum in Einheiten wie Jahr, Saison, Quartal oder Monat zu unterteilen und miteinander zu kombinieren. Für jede Tranche wird der Strom separat zu verschiedenen Zeitpunkten eingekauft.

Das vertikale Tranchenmodell beim Stromeinkauf

Das Tranchenmodell hat folgende Vorteile:

  • Flexibilität und Risikomanagement: Durch die Aufteilung des Energiebedarfs in kleinere Tranchen können Unternehmen ihren Stromeinkauf zeitlich streuen. So können günstige Marktbedingungen genutzt und Preisrisiken minimiert werden.

  • Gezielte Strombeschaffung: Lastschwankungen können besser berücksichtigt werden, da die Energiemenge für jede Periode individuell beschafft wird. Dies ermöglicht eine genauere Anpassung an den tatsächlichen Bedarf.

  • Anpassungsfähigkeit: Das Tranchenmodell bietet die Möglichkeit, kurzfristig auf Marktveränderungen zu reagieren und so die Energiekosten weiter zu optimieren.

Das Tranchenmodell eignet sich besonders für Unternehmen mit variablen Lastgängen, die ihre Energiekosten durch flexiblen Einkauf effektiv steuern wollen. Diese Methode erfordert jedoch eine kontinuierliche Marktbeobachtung und fundierte Kenntnisse des Energiemarktes. Zudem können die Stromkosten für den Beschaffungszeitraum nur grob kalkuliert werden, da die Preise der einzelnen Tranchen stark schwanken können.


Lesetipp: Möchten Sie mehr zum Thema strukturierte Strombeschaffung erfahren? Weitere Informationen finden Sie in folgendem Artikel: Energiebeschaffung: 5 Methoden für Unternehmen.


Die Strombeschaffung am Spotmarkt

Die Strombeschaffung am Spotmarkt ermöglicht es Unternehmen, kurzfristig Strom zu aktuellen Marktpreisen einzukaufen. Dies geschieht in der Regel über den Day-Ahead- oder den Intraday-Markt.

Auf dem Day-Ahead-Markt werden Strommengen für den nächsten Tag gehandelt, während der Intraday-Markt den Handel für den aktuellen Tag ermöglicht.

Diese Flexibilität bietet die Möglichkeit, auf kurzfristige Änderungen der Stromnachfrage oder des Marktpreises zu reagieren und potenziell günstigeren Strom einzukaufen. Dies erfordert jedoch eine kontinuierliche Marktbeobachtung und ein gewisses Risiko- und Preismanagement.

Chancen

  • Flexibilität: schnelle Anpassung an Nachfrage- und Preisänderungen

  • Kostenoptimierung: Potenzial für günstigere Strompreise durch die Nutzung von Marktchancen und Preisrückgängen

Risiken

  • Risikomanagement: hohe Marktvolatilität mit daraus resultierenden Preisschwankungen

  • Marktkenntnis: erfordert kontinuierliche Marktbeobachtung und -analyse


Lesetipp: Was der Spotmarkt ist und wie er genau funktioniert, erfahren Sie in unserem Artikel “Spotmarkt: Strom zu aktuellen Preisen”.


Das Portfoliomanagement: ideal für große Unternehmen

Portfoliomanagement ist eine komplexe, aber effiziente Methode der Strombeschaffung, die sich besonders für große Unternehmen eignet. Ähnlich wie bei einem Wertpapierdepot werden beim Portfoliomanagement – statt Aktien und ETFs – verschiedene Produkte und Beschaffungsmethoden kombiniert, um bestimmte Strommengen zu den bestmöglichen Zeitpunkten und Laufzeiten einzukaufen.

Im Idealfall können so Risiken gestreut und Kosten optimiert werden. Dieses Beschaffungsmodell birgt folgende Chancen und Risiken:

Chancen

  • Risikostreuung: Das Preisrisiko wird durch die Diversifizierung der Bezugsquellen und den zeitlich gestaffelten Einkauf minimiert.

  • Marktflexibilität: Auf Nachfrageänderungen und Preisschwankungen kann mit einer Vielzahl an Handelsstrategien und -produkten reagiert werden.

  • Kostenoptimierung: Durch den gezielten Einkauf zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Preisen können Kosten gesenkt und sogar Gewinne erzielt werden.

Risiken

  • Fundierte Marktkenntnisse: Für eine kontinuierliche Marktbeobachtung und Bewertung von Gesetzesänderungen und globalen Ereignissen ist eine präzise Marktkenntnis notwendig.

  • Hohe laufende Kosten: Es ist notwendig, in spezielle Software und ausgebildete Börsenhändler zu investieren, um ein effektives Portfoliomanagement zu gewährleisten.

  • Finanzielle Stabilität: Das Unternehmen muss finanziell stabil sein, um das Risiko des Portfoliomanagements langfristig tragen zu können.

Mit dieser komplexen und dynamischen Methode können große Unternehmen nicht nur ihre Stromkosten effektiv steuern, sondern auch Chancen auf dem Energiemarkt nutzen und wettbewerbsfähig bleiben.

Welches Modell eignet sich am besten für den Stromeinkauf?

Durch die Wahl des passenden Beschaffungsmodells bzw. Modellmixes können Unternehmen unabhängig von den wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen erhebliche Kosteneinsparungen erzielen. Jedes Modell hat spezifische Vorteile, die sich jedoch bei mangelnder Marktkenntnis oder Fehleinschätzung zukünftiger Entwicklungen in Nachteile verwandeln können.

  • Kleine und mittlere Unternehmen sollten risikoarme und personalkostensparende Modelle wie die Vollversorgung oder die Energie-Einkaufsgemeinschaft wählen, die eine einfache administrative Abwicklung und Planungssicherheit bieten.

  • Größere Unternehmen mit umfangreichen Ressourcen und Marktkenntnissen profitieren vom Portfoliomanagement, das durch flexible Beschaffungsstrategien Risiken streuen und Kosten optimieren kann.

Allerdings ist zu bedenken, dass komplexere Modelle einen höheren Personalaufwand erfordern, der den Einsparpotenzialen gegenübergestellt werden muss.

Über Philip Gutschke

Philip verantwortet als Bereichsleiter Energiebeschaffung die strategischen und operativen Einkaufsprozesse für die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft und vertritt deren Interessen beim BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).

Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Energiemarkt. In seiner Freizeit findet man ihn am, im oder auf dem Wasser.

Philip Gutschke, Bereichsleiter Energieeinkauf bei wattline

Häufige Fragen

  • Wie funktioniert der Stromeinkauf?

    Unternehmen können Strom entweder direkt von einem Energieversorger beziehen oder eines oder mehrere der fünf Beschaffungsmodelle wählen, um Strom direkt an der Börse zu kaufen. Durch die Wahl des richtigen Modellmixes können Unternehmen Kosten reduzieren und sowohl Mengen- als auch Preisrisiken senken.

  • Wo wird Strom gekauft?

    Der Stromeinkauf erfolgt entweder über einen Energieversorger oder an der Strombörse. An der EEX in Leipzig, dem zentralen Marktplatz für Stromprodukte in Kontinentaleuropa, können zugelassene Unternehmen, Energieerzeuger, Broker und Banken Strom kaufen und verkaufen. Die Strombörse ist unterteilt in den Terminmarkt, an dem langfristige Lieferverträge gehandelt werden, und den Spotmarkt, an dem kurzfristige Strommengen für den aktuellen Bedarf gehandelt werden.

  • Wer kann Strom an der Börse kaufen?

    Nur zugelassene Händler, wie Energieerzeuger, Industrieunternehmen, spezialisierte Handelsunternehmen, Banken oder Broker können an den Strombörsen, der EEX in Leipzig und der EPEX Spot in Paris handeln. Privatpersonen sind vom Börsenhandel ausgeschlossen.

  • Welche Strom-Beschaffungsmodelle gibt es?

    Möglichkeiten der Strombeschaffung:

    1. Vollversorgung: Der Gesamtbedarf wird von einem Stromlieferanten zu einem Festpreis gedeckt.

    2. Energie-Einkaufsgemeinschaft: Der Strombedarf vieler Mitglieder wird gebündelt, um Mengenrabatte zu erzielen.

    3. Strukturierte Beschaffung: Der Stromeinkauf wird durch die Nutzung verschiedener Preismodelle flexibler gestaltet.

    4. Spotmarkt: Strom wird für den aktuellen Bedarf beschafft, um das Portfolio kurzfristig zu optimieren.

    5. Portfoliomanagement: Verschiedene Beschaffungsmethoden werden kombiniert, um Energiekosten und Risiken zu reduzieren.

  • Wann sollte man Strom am Spotmarkt kaufen?

    Die Strombeschaffung am Spotmarkt ist bei kurzfristigem Bedarf und zur Optimierung des Portfolios sinnvoll. So kann flexibel auf Bedarfsschwankungen reagiert und von günstigen Preisen profitiert werden. Es besteht jedoch ein höheres Preisrisiko aufgrund der Marktvolatilität.

  • Was ist das Tranchenmodell bei Strom?

    Das Tranchenmodell bezeichnet eine Beschaffungsstrategie, bei der der Strombedarf in mehreren Tranchen (Teilmengen) zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingekauft wird. Dadurch können Marktschwankungen ausgenutzt, Risiken minimiert und Durchschnittspreise erzielt werden, die oft günstiger sind als bei einem einmaligen Großeinkauf. Das Modell erfordert eine kontinuierliche Marktbeobachtung und -analyse.

  • Was sind die Vorteile einer Strom-Einkaufsgemeinschaft?

    Vorteile einer Strom-Einkaufsgemeinschaft:

    • Durch die Bündelung des Strombedarfs der Mitglieder hat die Gemeinschaft eine bessere Position gegenüber den Energieversorgern und kann durch Mengenrabatte Großhandelspreise aushandeln.

    • Marktanalysten beobachten die Strombörsen, um neben dem idealen Einkaufszeitpunkt auch die optimale Vertragslaufzeit zu definieren.

    • Der administrative Aufwand für die Unternehmen ist gering, da die Energieexperten alle Aufgaben vom Angebotsvergleich bis zum Vertragsabschluss übernehmen.

    Aus diesem Grund können kleine und mittlere Unternehmen mit einer Einkaufsgemeinschaft wie wattline beim Stromeinkauf Zeit, Geld und Nerven sparen!


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