Der ideale Zeit­punkt für den Energie­anbieter­wechsel

Philip Gutschke · zuletzt aktualisiert: 18. Februar 2025

Kurz und knapp

In sieben der vergangenen neun Jahre lagen die durchschnittlichen Preise im vierten Quartal deutlich über dem Jahresdurchschnitt.

In sechs der letzten neun Jahre zeigt sich das erste Quartal als das Günstigste für einen Anbieterwechsel. Dicht gefolgt vom zweiten Quartal. 

Eine fundierte Marktbeobachtung ist entscheidend. Hier kann eine Einkaufsgemeinschaft mit ihren Marktanalysten und Energieexperten den Unterschied machen.

Regelmäßig erscheinen Berichte in den Medien, die behaupten, das vierte Quartal sei der beste Zeitpunkt, um den Strom- oder Gasvertrag zu wechseln. Tatsächlich ist das Jahresende nicht unbedingt ideal für einen Anbieterwechsel, da die Energiepreise in der kalten und dunklen Jahreszeit erfahrungsgemäß eher höher sind. In diesem Artikel zeigen wir auf, wie sich die Energiepreise in den letzten Jahren entwickelt haben, welche Erkenntnisse sich daraus ableiten lassen und wann sich erfahrungsgemäß idealere Zeitpunkte für einen Wechsel ergeben.

Quartalsweise Abweichung vom Jahresdurchschnitt der Frontjahre

Die Preisentwicklung in den letzten Jahren

Der Vergleich der Quartalsdurchschnittspreise der Frontjahre 2016 – 2024 mit dem Jahresdurchschnitt des jeweiligen Jahres zeigt deutlich: In 7 der letzten 9 Jahre lagen die Preise im vierten Quartal meist deutlich über dem Jahresdurchschnitt


Hinweis: Ein Frontjahr bezeichnet Energie, die im Folgejahr geliefert wird, deren Preis aber bereits jetzt festgelegt wurde. Das Frontjahr 2025 steht beispielsweise für Energielieferungen im Jahr 2025, deren Preise bereits im Jahr 2024 festgelegt werden. Diese Vorverkäufe (am Terminmarkt) ermöglichen es den Unternehmen, sich langfristige Verträge zu sichern und von günstigen Marktbedingungen zu profitieren.


Diese Entwicklung lässt sich durch verschiedene Faktoren erklären. Zum Ende des Jahres ist die Energiemarktlage häufig durch einen erhöhten Abschlussdruck seitens der Verbraucher und einer erhöhten Nachfrage geprägt, da es in der kalten und dunklen Jahreszeit mehr Energie für Heizung und Beleuchtung braucht.  

Gleichzeitig sinken die Kapazitäten der Energieversorger, insbesondere bei erneuerbaren Energien, die im 4. Quartal aufgrund jahreszeitlicher Bedingungen weniger Strom liefern – u. a. aufgrund einer geringeren Zahl an Sonnenstunden im Winter. Die geringere Verfügbarkeit erneuerbarer Energien führt zu einer stärkeren Nachfrage nach fossilen Brennstoffen, was die Preise weiter nach oben treibt.

Das Jahr 2022, das von der Ukraine-Krise geprägt war, stellt dabei eine Ausnahme dar. Die außergewöhnlichen geopolitischen und energiewirtschaftlichen Entwicklungen haben in diesem Jahr zu besonders starken Preisausschlägen geführt, die nicht repräsentativ für die allgemeinen Markttrends sind.

Im Jahr 2023 kehrten die Preise allmählich auf ein normaleres Niveau zurück. Lagen sie zu Beginn des Jahres noch über dem Durchschnitt der Vorjahre, so sorgten eine gute Gasverfügbarkeit und sinkende Risikoaufschläge im Laufe des Jahres für einen kontinuierlichen Preisrückgang und eine Erholung vom Ausnahmejahr 2022.

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Wann ist der ideale Zeitpunkt für einen Wechsel?

Während viele Medien pauschal empfehlen, den Energieanbieter am Jahresende zu wechseln, sehen wir oft, dass das erste Halbjahr für viele Unternehmen vorteilhafter ist. Nach dem Winter, wenn die Heizsaison endet, sinken die Energiepreise an der Börse in der Regel. 

Die Nachfrage nach Energie – insbesondere nach Gas – ist im Winter hoch, was zu Preisanstiegen führt. Wenn die Nachfrage nachlässt und auch wieder mehr erneuerbare Energien zur Verfügung stehen, stabilisieren sich die Preise und können im ersten oder zweiten Quartal besonders attraktiv sein. Unternehmen, die den Zeitpunkt für einen Wechsel sorgfältig planen, können hier erhebliche Kosteneinsparungen erzielen.

Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend: Wer die Marktmechanismen versteht, kann den Wechsel so timen, dass er langfristig von günstigeren Konditionen profitiert.

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Warum sich ein Wechsel für Unternehmen lohnt und worauf dabei zu achten ist, zeigen wir in unserem Artikel zum Stromanbieter wechseln auf.


Strategisches Timing beim Energieeinkauf zahlt sich aus

Der Energiemarkt ist stark volatil. Preise ändern sich ständig aufgrund von Angebot und Nachfrage, politischen Entwicklungen und saisonalen Einflüssen. Im Winter steigt die Nachfrage nach Strom und Gas erheblich, da mehr Energie für Heizung und Beleuchtung benötigt wird. Hinzu kommt, dass erneuerbare Energien wie Solarstrom in dieser Jahreszeit aufgrund der geringeren Sonneneinstrahlung weniger verfügbar sind, was die Abhängigkeit von den teureren fossilen Energieträgern, wie z. B. Kohlekraftwerken, erhöht und die Preise zusätzlich antreibt. 

Doch wer langfristig plant, kann im Frühling von sinkenden Preisen profitieren. Es ist daher wichtig, nicht nur kurzfristige Trends zu verfolgen, sondern auch die langfristige Preisentwicklung zu beobachten.

Es ist oft sinnvoll, einen Energieliefervertrag 1 bis 2 Jahre im Voraus abzuschließen. Dadurch erreichen Unternehmen eine bessere Budget- und Planungssicherheit, besonders in geopolitisch unruhigen Zeiten. Diese Strategie hat vielen unserer Mitglieder geholfen, die Ukraine-Krise mit sehr günstigen Preisen zu überstehen. Verträge, die zum richtigen Zeitpunkt mit der optimalen Laufzeit abgeschlossen werden, bieten Sicherheit und schützen vor plötzlichen Preissprüngen.

Gemeinsam stark: So sparen Unternehmen durch kontinuierlichen Marktbeobachtung und Mengenbündelung

Für viele Unternehmen ist es jedoch schwierig, den Energiemarkt selbständig zu beobachten und die komplexen Entwicklungen einzuschätzen. Besonders für mittelständische Unternehmen, denen häufig die Zeit und die Ressourcen für eine kontinuierliche Marktbeobachtung fehlen, ist es daher sinnvoll, sich einer Einkaufsgemeinschaft anzuschließen

Bei wattline übernehmen wir für unsere Kunden die komplette Marktbeobachtung. Unsere erfahrenen Analysten werten kontinuierlich Marktdaten aus, verfolgen Entwicklungen an der Energiebörse und identifizieren Preistiefs gezielt. Dadurch können wir sicherstellen, dass unsere Mitglieder keine Möglichkeit verpassen, von günstigen Konditionen zu profitieren.

Ein zusätzlicher Vorteil der Einkaufsgemeinschaft ist die Bündelung der Nachfrage. Durch die gebündelte Energiemenge von 7 Mrd. kWh erreichen wir eine Einkaufsmacht von 2 Mrd. Euro. Dies versetzt uns in eine einzigartige Position gegenüber den Energieversorgern und ermöglicht es uns, bessere Konditionen zu erzielen, die für ein einzelnes Unternehmen allein kaum erreichbar wären. 

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Warum das 4. Quartal manchmal doch sinnvoll ist

Auch wenn der richtige Zeitpunkt entscheidend ist, gibt es Situationen, in denen ein Abschluss im vierten Quartal unumgänglich ist. Besonders dann, wenn kurzfristige Lieferverbindlichkeiten bestehen – etwa wenn ein Energieliefervertrag ausläuft und das Unternehmen dringend Energie benötigt. In solchen Fällen ist es wichtig, im vierten Quartal einen neuen Vertrag abzuschließen, um die Liefersicherheit von Strom und Gas zu gewährleisten. Hier stellt sich also weniger die Frage, wann man wechseln kann, sondern wann man wechseln muss.

Um solche Situationen zu vermeiden, raten wir dazu, frühzeitig mit der Marktbeobachtung zu beginnen – idealerweise Jahre vor dem Auslaufen des bestehenden Vertrages. Je länger die Restlaufzeit eines Vertrags ist, desto länger kann der Markt beobachtet werden, um den idealen Zeitpunkt auszunutzen und auf günstige Preisentwicklungen zu reagieren. Dadurch ergeben sich mehr Chancen auf attraktive Konditionen. Der frühzeitige Beitritt zu einer Einkaufsgemeinschaft bietet daher enorme Vorteile.

Fazit: Der richtige Zeitpunkt ist das A und O

Für Unternehmen, die ihre Energiekosten optimieren möchten, ist es unerlässlich, den Markt kontinuierlich im Auge zu behalten. Der Abschluss eines neuen Energievertrags sollte gut geplant sein, um den idealen Zeitpunkt zu nutzen. Das vierte Quartal mag oft als der beste Zeitpunkt für einen Wechsel dargestellt werden, aber die realen Chancen auf günstigere Preise sind häufig im ersten oder zweiten Quartal größer.

Indem Unternehmen sich einer Einkaufsgemeinschaft anschließen, können sie sicherstellen, dass sie den Markt nicht selbst überwachen müssen und den perfekten Zeitpunkt für den Wechsel nicht verpassen. Je früher ein Unternehmen der Gemeinschaft beitritt, desto mehr Zeit bleibt, um den Markt zu beobachten und die besten Preise zu erzielen.